Testaccio: Off-The-Beaten-Track in Rom

Roms Kolosseum, die Sixtinische Kapelle und das Pantheon sind alles außergewöhnliche Gebäude, doch Rom hat mehr zu bieten als nur seine Touristenattraktionen. Wenn man nur die bekanntesten Plätze besucht verbringt man mehr Zeit damit, sich durch Besuchergruppen zu kämpfen, als die Atmosphäre dieser Stadt zu genießen. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was es bedeutet, ein moderner Römer zu sein, sollte man andere Stadtteile erkunden.
Die meisten Besucher Roms haben noch nie von Testaccio gehört. Dort gibt es keine berühmten Touristenattraktionen und es ist ein wenig abseits vom Schuss. Es hat eine ungewöhnliche Geschichte, ein paar skurrile Sehenswürdigkeiten, den besten Markt überhaupt, und das wichtigste, es hat eine verblüffend gute Restaurant-Szene.
Mehr als alles andere aber ist Testaccio so … italienisch. Dort herrscht eine lebhafte Atmosphäre alltäglichen Lebens – ältere Damen füllen die Regale in lokalen Lebensmittelgeschäften auf; ältere Herren plaudern gemütlich auf einer Parkbank; Teenager essen Eis an einer Straßenecke; stylisch gekleidete junge Italiener trinken Espressos an einer Bar zu ihrem Frühstücks-Croissant. Es sind keine anderen Touristen in der Nähe. Während man also an diesen alltäglichen Ritualen teilnimmt wird man selbst ganz langsam zum Italiener. Hier finden Sie unsere Geheimtipps:

Monte Testaccio

Im Zentrum des Stadtteils ist ein kleiner Hügel namens Monte Testaccio. Zu Zeiten des Römischen Reiches wurden Speisen wie Honig, Zucker, Wein und Olivenöl in Terrakotta-Krügen, Amphoren genannt, transportiert. Durch das Olivenöl zersetzten sich die Behältnisse langsam, bis sie nicht mehr genutzt werden konnten. Dann wurden sie zerstört. Testaccios Hügel ist genau genommen also vielmehr ein malerischer Müllhaufen aus 53 Millionen zerbrochenen Amphoren.
Der Hügel ist heute umgeben von Restaurants und Nachtclubs – Testaccio ist bei den jungen Italienern beliebt für sein Nachtleben – und die Schichten zerbrochener Amphoren bieten eine natürliche Klimaanlage.

Nicht-Katholischer Friedhof

Eine weitere Überraschung ist, dass man in Testaccio die Gräber der englischen Dichter Keats und Shelley auf dem nicht-katholischen Friedhof auf der Via Caio Cestio entdecken kann, wohin protestantische Fremde verbannt wurden. Der friedliche, gartenähnliche Friedhof ist ein freundlicher Platz für einen Spaziergang und man kann auch die eher bizarre Pyramide sehen, die einer Stadt aus römischen Ruinen etwas deplatziert wirkt.
Keats‘ Grab enthält keinen Namen. Er wollte nur die Worte „Hier ruht jemand, dessen Name im Wasser geschrieben stand“ auf seinem Grabstein, doch Freunde fügten hinzu „Dieses Grab beinhaltet alles Sterbliche eines JUNGEN ENGLISCHEN DICHTERS, der sich auf seinem Totenbett, mit verbittertem Herzen, durch die niederträchtige Kraft seiner Feinde, wünschte, dass diese Worte in seinen Grabstein gemeißelt werden.“ Sein Freund Joseph Severn liegt direkt daneben begraben.

MACRO al Mattario Kunst Galerie

Von 1890-1975 war Testaccio der Schlachthof-Bezirk von Rom, bis die LKWs in den überfüllten Straßen Roms nicht mehr navigieren konnten. Der alte Schlachthof steht noch und bietet einen hervorragenden Platz für MACRO al Mattatoio, einer Filiale von Roms Museum für Zeitgenössische Kunst. Der enorme Platz wurde renoviert und die originale Ausstattung mit integriert, einschließlich der von der Hochschiene herabhängenden Fleischerhaken, die zum Transport des Viehs nach draußen dienten. Im Zusammenwirken mit Testaccios beliebter Nachtclub-Szene ist die Kunstgalerie Dienstag bis Sonntag jeweils von 4 Uhr Nachmittags bis um Mitternacht geöffnet (Piazza Orazio Giustiniani 4, Eintritt 6,- €).

Testaccio Markt

Gegenüber von MACRO ist das neue Marktgebäude. Dieses zeitgenössische Gebäude beheimatet einen der ältesten Märkte Roms (jeden Morgen geöffnet, außer Sonntag).Viele der Stände werden seit Generationen von den gleichen Familien betrieben und diese sind sehr stolz auf die Qualität ihrer Waren, die ein breites Sortiment an saisonalem Obst und Gemüse, Käse, Fleisch und Fisch umfasst.

Wo schläft man

Das neue Marktgebäude beherbergt auch das Hotel Re Testa, eines der wenigen Hotels in Testaccio. In diesem neuen Hotel gibt es ausschließlich Atelierwohnungen und Zweizimmerwohnungen mit kleiner Küche und eigenem großen Balkon – ein echtes Fundstück in Rom.
Sie sind elegant dekoriert in Rot, Weiß und Schiefer und die gläsernen Schiebetüren lassen eine Menge Licht herein. Es ist die perfekte Basis, um Testaccio zu erkunden.

Wo isst man

Remo ist die bekannteste Pizzeria des Stadtteils, aber dort gibt es immer eine Schlange. Eine weniger überfüllte Alternative bietet die Pizzeria Nuovo Mundo. Es ist eine typisch römische Pizzeria – einfache Ausstattung, geschäftige Atmosphäre und köstliche Pizza mit dünnem Boden.
Nach der Pizza sollte man unbedingt ein paar Türen weiter auf ein hausgemachtes Eis, welches in diesem Familienbetrieb schon seit 1890 hergestellt wird, in die Eisdiele Giolotti gehen.
Die Lebensmittel-Schatztruhe Volpetti ist perfekt, um seine Vorräte an Picknick-Zutaten aufzufüllen. Hier quellen die Regale über mit Käse, Salami, Oliven, Brot, frischen Nudeln, Trüffeln und vielem mehr.

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